auf die neuronalen Bahnen im Gehirn. Durch bilaterale Stimulation werden beide Hirnhälften in Bezug auf ein traumatisches Ereignis aktiviert und synchronisiert. Traumatische Erlebnisse sind im Gehirn in blockierten bzw. unvollständig integrierten Erinnerungsnetzwerken verankert.
Francine Shapiro hatte die Idee zur Erprobung und Untersuchung dieser Methode zufällig beim Spazierengehen im Park. Sie bewegte die Augen hin und her und erlebte eine deutliche Entlastung von Ängsten und depressiven Gedanken im Zusammenhang mit der bei ihr diagnostizierten Krebserkrankung.
Zunächst wird die Leidensgeschichte des jeweiligen Patienten erhoben (Anamnese)
Anschließend wird der Patient über das genaue Vorgehen bei EMDR informiert und vorsichtshalber eine positive Erfahrung (wie ein individueller sicherer Ort) innerlich etabliert (Phase 2), um gegebenenfalls während der Behandlung aus einer zu belastenden Traumaerfahrung aussteigen zu können.
In Phase 3 wird zur späteren Bearbeitung die belastendste Situation innerhalb der Traumaerfahrung in Verbindung mit einem negativen Gedanken (wie z. B. „Ich bin hilflos“) ausgewählt. Anschließend wird ein positiver Zielgedanke (z. B. „Ich kann etwas tun“) formuliert, bei dem der Patient bewertet, wie zutreffend dieser sich anfühlt. Ebenso werden die belastenden Gefühle herausgearbeitet und bewertet.
Danach erfolgt die eigentliche Bearbeitung der Erinnerung. Dabei versetzt der Patient sich gedanklich und gefühlsmäßig zurück in die Situation der Traumaerfahrung (meist ein eingefrorenes Bild aus der Situation) und folgt bei ruhig gehaltenem Kopf mit den Augen den Handbewegungen des Therapeuten (Phase 4).
Durch den damit in Gang gesetzten Verarbeitungsprozess tritt in der Regel eine Entlastung ein. Ist die Belastung verschwunden, wird zum Ende der Sitzung der positive Gedanke und das positive Körpergefühl verankert (Phase 5).
Es folgt ein Testen (Phase 6) evtl. veränderter Körpererfahrungen (alle Missempfindungen zur erinnerten Situation sollten weniger schwer bzw. die Belastung verringert erlebt werden). Anschließend wird die Behandlung abgeschlossen. Außerdem wird auf ein mögliches Nachprozessieren (in Träumen) hingewiesen. Jenes Nachprozessieren kann für den Ablauf der weiteren Behandlung und die Planung weiterer Sitzungen relevant sein. In der Folgesitzung (Phase 8) wird das Behandlungsergebnis der vorhergehenden Sitzung überprüft und das weitere Vorgehen geplant.
Bekannt ist die „Absorptionstechnik“ (Hofmann 2006, nach der „Wedge-Technik“ von A. Leeds & R. Kiessling 1999), die durch das Verbinden von ressourcenreichen Erinnerungen und Empfindungen mit einer belastenden Situation eine einfache Möglichkeit zum Einsatz von Ressourcen bietet.
Kontrollierte wissenschaftliche Studien gibt es über die Wirksamkeit von EMDR zur Behandlung von Rückfällen bei chronisch alkoholkranken Patienten sowie zu traumatisierten pädosexuellen Straftätern. Eine systematische Weiterentwicklung des EMDR-Manuals über die Behandlung von Akuttrauma und noch nicht chronifizierte mittelfristige traumatische Prozesse hinaus ist bisher nicht erfolgt.
Nach einem Trauma kann es zum sogenannten “Sprachlosen Entsetzen“ (speechless terror) kommen. Das heißt, dass in Teilen des Gehirns Erlebnisse in einer belastenden Art und Weise gespeichert und so vom Patienten innerlich erlebt werden (oder er dissoziiert), während das Sprachzentrum aktiv unterdrückt sein kann. Der Patient kann das Geschehene kaum in Worte fassen, wodurch nachfolgend eine Verarbeitung des Erlebten erschwert wird.
Zum Wirkmechanismus der EMDR-Therapie gibt es eine Vielzahl von Untersuchungen und Theorien. So wurde angenommen, dass durch die bilaterale Stimulation mittels bestimmter Augenbewegungen (oder auch akustischer oder taktiler Reize), eine Synchronisation unter den Gehirnhälften bzw. eine innere Reorganisation der dysfunktional wirkenden Traumaerfahrung ermöglicht wird. Ferner wird erklärend Bezug genommen auf die REM-Phasen während des Schlafes, in denen starke Augenbewegungen stattfinden und dies relevant für einen erhöhten Verarbeitungsmodus des im Alltag Erlebten sein könnte. Einige Untersuchungen weisen auch auf eine Einbeziehung des Arbeitsgedächtnisses während des EMDR Prozesses hin.
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© Praxis für Kinesiologie & angewandte Physiologie – Colette Defago